Epischer Erzähler

auktoriales Erzählverhalten

Definition

Erzähler > Figuren: Form des epischen Erzählens, das sich einer prinzipiell allwissenden Erzählinstanz bedient, die ausserhalb der Handlung, auf dem olympischen Standort steht und alles über den Lauf der Handlung sowie das Innenleben aller Figuren weiss und dieses Wissen in ausgewählten Dosen preisgibt

Beispiele

1

An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit. – Dieser außerordentliche Mann würde, bis in sein dreißigstes Jahr für das Muster eines guten Staatsbürgers haben gelten können. […] Das Rechtgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder. (Heinrich von Kleist: Michael Kolhaas) >Erzählverhalten?

2

Diese Geschichte zu erzählen würde eine müßige Nachahmung sein, wenn sie nicht auf einem wirklichen Vorfall beruhte, zum Beweise, wie tief im Menschenleben jede jener Fabeln wurzelt, auf welche die großen alten Werke gebaut sind. Die Zahl solcher Fabeln ist mäßig; aber stets treten sie in neuem Gewande wieder in die Erscheinung und zwingen alsdann die Hand, sie festzuhalten. (Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe) >Erzählverhalten?

3

Ada war ein junges Mädchen und nicht schön. In jenem Augenblick, den der Scheinwerfer dieser Erzählung ins Licht taucht, war sie vierzehn Jahre alt, blond und kräftig gebaut. […] Über der Nase lag ein löchriger Teppich aus Sommersprossen und wusste bei passender Beleuchtung ein paar Notlügen von gepflückten Wildblumen und Kinderspielen im hohen Gras an den Mann zu bringen. In Wahrheit sah Ada älter aus, als sie war. >Erzählverhalten?

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