Die Satzzeichen dienen dazu, das Lesen zu erleichtern. Am wichtigsten sind hierbei die Kommas. Sie bilden die grammatische Struktur eines Satzes ab. Sie sind wie Verkehrsschilder, die anzeigen, wo eine Abzweigung ist und wo man wieder auf die Hauptstraße kommt. Für die Kommasetzung ist es daher relevant, welchen Grad die einzelnen Teilsätze haben. Ohne eine sorgfältige Gradbestimmung der Teilsätze bleibt die Kommasetzung Glücksache …
Geschichte
In der Antike war das Schreibmedium so kostbar, dass man die Worte ohne Zwischenräume und Satzzeichen in Stein meißelte, um Platz zu sparen. Diese verdichtete Darstellungsweise des Textes nannte man scriptio continua. Mit Beginn unserer Zeitrechnung begann man die einzelnen Worte der verdichteten Textblöcke dann mit Punkten, sogenannten Interpunkten, voneinander zu trennen. Erst über ein Jahrtausend später machten die Interpunkte dann allmählich jenen Zwischenräumen zwischen den Worten Platz, die wir heute kennen. Ein eigentliches Satzzeichen im modernen Sinne etablierte sich erst in den mittelalterlichen Handschriften ab dem 15. Jahrhundert. Die Virgel, ein Schrägstrich (/), fungierte darin als einziges Gliederungselement. Dann, im 18. Jahrhundert, geschah es: Man kappte die Virgel um vier Fünftel – das heutige Komma war geboren (vgl. franz. virgule = Komma)! Es dauerte aber noch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, bis sich durch die Bemühungen des Gymnasiallehrers Konrad Duden im deutschen Sprachraum eine einigermaßen vereinheitlichte Zeichensetzung herausgebildet hatte.
Prinzip
Für die meisten Satzzeichen existieren recht einfache Regeln. Die größten Schwierigkeiten treten bei den Kommas auf. Das liegt u.a. daran, dass vielen Schreibenden nicht klar ist, nach welchem Kriterium sie entscheiden können, ob irgendwo ein Komma steht oder nicht. Sie entscheiden »nach Gefühl« oder nach einem falschen Kriterium.
Bei der Kommasetzung können drei Kriterien angewendet werden. Zwei davon haben allerdings bestenfalls marginale Bedeutung:
Aussprache
Nach der landläufigen Ansicht bezeichnen Kommas Sprechpausen. In Wirklichkeit ist dieser Fall die Ausnahme. Nur ganz wenige Kommas setzt man aus lautlichen Gründen, um anzuzeigen, wie ein Satz ausgesprochen werden bzw. wo eine Pause sein soll.
Ich gehe jetzt, in die Stadt.
Normalerweise setzt man in diesem Satz kein Komma. Wenn man gleichwohl eines setzt, zeigt man an, dass man nach jetzt eine Pause macht. Der Satz hat auf diese Weise zwei Teile mit je einer Information: Ich gehe jetzt und Ich gehe in die Stadt. Dass man diesen Satz aber so ausgesprochen haben will, kommt sehr selten vor.
Semantik
Ebenfalls selten kommt es vor, dass man ein Komma aus inhaltlichen Gründen setzt, um mögliche Missverständnisse zu vermeiden.
Begnadige nicht hinrichten. (Telegramm des Zaren)
Je nachdem, wo in diesem Telegramm des Zaren das Komma gesetzt wird, wird der Sträfling begnadigt (Begnadige, nicht hinrichten!) oder eben hingerichtet (Begnadige nicht, hinrichten!).
Ein weiteres Beispiel für diesen Ausnahmefall ist der folgende Satz:
Er will sie nicht.
Er will, sie nicht.
Er will sie, nicht?
Auch diese Sätze ändern offensichtlich dramatisch ihre Bedeutung, je nachdem, wo man die Kommas setzt.
Am häufigsten geschieht es bei Infinitivsätzen, dass man durch das Komma klären muss, welche Teile zum übergeordneten Satzteil und welche zum Infinitivsatz gehören:
Sie beschlossen, alle gemeinsam studieren zu gehen.
Sie beschlossen alle, gemeinsam studieren zu gehen.
Sie beschlossen alle gemeinsam, studieren zu gehen.
Diesen Infinitivsatz muss man mit Kommas abtrennen, weil sonst nicht eindeutig ist, zu welchem Satzteil die Wörter alle und gemeinsam gehören. Je nachdem, wo man das Komma setzt, ändert sich der Sinn.
Syntax
Das mit Abstand wichtigste Kriterium bei der Kommasetzung ist die Grammatik. Man zeigt mit den Kommas an, wie ein Satz in grammatischer Hinsicht aufgebaut ist.
Ich gehe jetzt in die Stadt, um einzukaufen, und werde nicht vor 20 Uhr zurück sein.
In diesem Beispiel zeigen die Kommas an, dass wir es mit einem erweiterten Infinitivsatz zu tun haben, der zwischen zwei zusammengezogene Hauptsätze eingeschoben wird.