Rechtschreibung

Entwurf

Rechtschreibung

Einführung

Warum ist die Rechtschreibung nicht einfacher? Warum gibt es so viele Regeln und vor allem: warum so viele Ausnahmen? Warum schreibt man nicht einfach so, wie man spricht?

Die Regelung der Rechtschreibung ist das Resultat langwieriger politischer und wissenschaftlicher Aushandlungsprozesse. Einer einheitlichen, vollkommen logischen Rechtschreibung stehen u.a. historische Überlegungen und Gewohnheiten entgegen. So wollte die Rechtschreibereform 1996 zahlreiche Unregelmäßigkeiten beseitigen und die Regeln vereinfachen. Der z.T. erbitterte Widerstand dagegen führt eindrücklich vor Augen, dass die Rechtschreibung viel mehr ist als eine technische Angelegenheit, die sich nach rein logischen Gesichtspunkten regeln lässt.  
So könnte man das aus dem lateinischen Caesar abgeleitete deutsche Wort getrost anders schreiben: Keiser, Keyser, Kayser, Kejser, Kajser, Kaysa, Kaisa, Kajsa oder Kejsa. Und tatsächlich wurde das Lehnwort lange Zeit Keiser geschrieben, nur durch einen Zufall wurde dem Wort im 17. Jahrhundert das ursprüngliche a zurückgegeben. Unser »Sprachgefühl« aber, das Bewusstsein aller Sprachnormen, die wir verinnerlicht haben, sagt uns, dass es nur eine richtige Schreibweise des Wortes gibt: Kaiser.

Prinzipien

Zwei Prinzipien stehen sich also bei der Regelung der Rechtschreibung gegenüber, das lautliche und das grammatisch-sprachgeschichtliche.

Lautliches Prinzip

Schreibe so, dass sichtbar wird, wie das Wort bzw. der Text ausgesprochen wird.
Beispiel: Keks  Die Herleitung aus dem englischen Cakes ist im deutschen Wort nicht mehr erkennbar. Man schreibt es so, wie man es sagt.
 

Grammatisch-sprachgeschichtliches Prinzip

Schreibe so, dass grammatische und sprachgeschichtliche Beziehungen sichtbar werden.
Beispiel: Orthographie  Mit dem th und ph soll die Ableitung des Wortes aus dem Griechischen sichtbar bleiben.
Im Deutschen sind, wie die Beispiele nahelegen, beide Prinzipien wirksam.

Rechtschreibreform

Durch die Rechtschreibreform wurde einerseits das lautliche Prinzip gestärkt, indem z.B. einige Fremdwörter eingedeutscht wurden wie z.B. Ketschup, Portmonee. Andererseits wurden aber auch grammatisch-sprachgeschichtliche Kriterien berücksichtigt: So wurde numerieren zu nummerieren, um es an Nummer anzunähern, aus behende wurde behände, weil es eigentlich bei den Händen bedeutet. Ebenso wurde das Adjektiv belemmert zu belämmert, weil es von einer großen Zahl von Schreiber/innen von Lamm abgeleitet wird. In Wirklichkeit ist diese Herleitung indessen falsch: belemmert stammt vom niederdeutschen Verb belemmern = hindern, in Verlegenheit bringen. Die gute Nachricht: Die letzten Rechtschreibereformen haben neben einigen Verschlimmbesserungen viele Freiräume geschaffen. Neu sind bei vielen Wörtern zwei oder mehr Schreibweisen erlaubt.