In epischen Texten spricht entweder die Erzählinstanz oder die Figuren. In der Literaturgeschichte haben sich verschiedene Formen der Erzähler- und Figurenrede etabliert, die alle bestimmte Funktionen haben. Die Verwendung eines bestimmten Erzählverhaltens bringt es mit sich, dass gewisse Formen bevorzugt werden. So ist es im auktorialen Erzählverhalten der Kommentar, im personalen die erlebte Rede und im neutralen die direkte Rede.
Erzählerrede

Als Strapinski das Warenlager sah, das sich vor ihm ausbreitete, war seine erste Bewegung, daß er in seine Tasche griff, um zu erfahren, ob er träume oder wache. Wenn sein Fingerhut dort noch in seiner Einsamkeit weilte, so träumte er. Aber nein, der Fingerhut wohnte traulich zwischen dem gewonnenen Spielgelde …
Diese Passage kann man ohne Weiteres in innerem Monolog übersetzen:
»Wenn mein Fingerhut dort noch in seiner Einsamkeit weilt, so träume ich«, dachte er. »Aber nein, der Fingerhut wohnt traulich zwischen dem gewonnenen Spielgelde …«
Nach diesem Muster könnte man die oben zitierte Passage mit innerem Monolog auch in erlebter Rede formulieren:
Das neue Tröpflein Weines erwärmte ihn und stachelte ihn auf. Es war jetzt einmal, wie es war! Nun wäre er ein Tor gewesen, wenn er die kommende Schande und Verfolgung hätte ertragen wollen, ohne sich dafür sattgegessen zu haben! Also vorgesehen, weil es noch Zeit war! Das Türmchen, das sie da aufgestellt hatten, würde leichthin die letzte Speise sein; daran wollte er sich halten, würde da kommen, was da wollte! Was er einmal im Leibe hatte, konnte ihm kein König wieder rauben!«
Gedankenbericht
Der Gedankenbericht ist die geraffte Zusammenfassung von innerer Handlung. Damit verhält sich der Gedankenbericht ähnlich zum inneren Monolog bzw. zum Bewusstseinsstrom wie der Redebericht zur direkten Rede: Es handelt sich um indirekte, vereinfachte Wiedergabe in Form der Paraphrase. Damit ist der Gedankenbericht im Gegensatz zur erlebten Rede nicht direkt übersetzbar in inneren Monolog. Im Folgenden wird etwa der innere Prozess wiedergegeben, der sich im Protagonisten von Kellers Novelle zum Zeitpunkt der Entlarvung abspielt:
Das erste deutliche Gefühl, dessen er innewurde, war dasjenige einer ungeheuren Schande, gleichwie, wenn er ein wirklicher Mann von Rang und Ansehen gewesen und nun infam geworden wäre durch Hereinbrechen irgendeines verhängnisvollen Unglückes. Dann löste sich dieses Gefühl aber auf in eine Art Bewußtsein erlittenen Unrechtes; er hatte sich bis zu seinem glorreichen Einzug in die verwünschte Stadt nie ein Vergehen zuschulden kommen lassen; soweit seine Gedanken in die Kindheit zurückreichten, war ihm nicht erinnerlich, daß er je wegen einer Lüge oder einer Täuschung gestraft oder gescholten worden wäre, und nun war er ein Betrüger geworden dadurch, daß die Torheit der Welt ihn in einem unbewachten und sozusagen wehrlosen Augenblicke überfallen und ihn zu ihrem Spielgesellen gemacht hatte. Er kam sich wie ein Kind vor, welches ein anderes boshaftes Kind überredet hat, von einem Altare den Kelch zu stehlen; er haßte und verachtete sich jetzt, aber er weinte auch über sich und seine unglückliche Verirrung.
Dieser Text lässt sich nicht umwandeln in inneren Monolog – der Versuch scheitert deutlich:
Das erste deutliche Gefühl, dessen ich innewerde, ist dasjenige einer ungeheuren Schande, gleichwie, wenn ich ein wirklicher Mann von Rang und Ansehen gewesen und nun infam geworden wäre durch Hereinbrechen irgendeines verhängnisvollen Unglückes.
- Erzählerrede Beschreibung: Das Schiff war das größte Passagierschiff der Welt. Es glänzte im Sonnenlicht.
- Raffender Bericht: Sie standen sich gegenüber und regten sich nicht von der Stelle, mehrere Minuten lang, einander immer tiefer in die Augen sehend.
- Szenische Darstellung: Dann fasste er sie erst bei der einen, dann an der anderen Hand, dann hauchte er: »Ich werde dich für immer lieben werde.« »Ich dich auch, Liebster!«
- Charakterisierung: Er war einer jener Männer, die im Auftreten rau, im Kern aber scheu und verletzlich sind.
- Kommentar: So unmöglich die Liebe war zwischen der Reichen und dem Arbeiter, so groß war sie – größer als der baldige Tod, der ihnen bestimmt war.
- FigurenredeDirekte Rede: Er sagte: »Ich liebe dich ewig.«
- Indirekte Rede: Er sagte, er liebe sie ewig.
- Redebericht: Er erklärte ihr seine Liebe.
- Gedankenbericht: Trotz seiner Abneigung gegenüber Frauen aus den oberen Zehntausend konnte er sich gegen das aufkeimende Gefühl in ihm nicht wehren.
- Bewusstseinsstrom: Ich weiß nicht … diese verwöhnte Person … unmöglich irgendwie … das kann ich nicht. – Und doch, ich muss, ich muss es ihr sagen, dass es mich … mich erwischt hat. Verdammt!
- Innerer Monolog: »Nein, ich kann es nicht abstreiten«, dachte er, »ich liebe sie, diese verwöhnte Göre.«
- Erlebte Rede: Nein, er konnte es nicht abstreiten – er liebte sie, diese verwöhnte Göre.
- inquit-Formel: sagte er … flüsterte sie … entgegneten wir