Das Wort »Text« leitet sich vom lateinischen Partizip »textus« ab, was so viel heißt wie »das Gewobene«. Die einzelnen Teile eines Textes müssen also, wie die Fäden eines Textils, miteinander verwoben, zusammengewoben sein. Konkret heißt dies: Jeder Satz muss mit dem folgenden inhaltlich und sprachlich zusammenhängen. Den inhaltlichen Zusammenhang nennt man die Kohärenz, den sprachlichen die Kohäsion.
Kohärenz
Einen Text schreiben, heißt, die Lesenden bei der Hand zu nehmen und sie durch den Text zu führen. Zunächst tut man dies, indem man die Sätze möglichst logisch aufeinander folgen lässt. Diesen logisch-inhaltlichen Zusammenhang nennt man die Kohärenz. Man bemüht sich um einen »roten Faden«, der sich durch den ganzen Text zieht. Dies erreicht man, indem man den Gedankengang nicht nur der Reihe nach, sondern auch möglichst lückenlos darstellt. Übergänge, die einem beim Schreiben selbstverständlich erscheinen, können für die Lesenden unüberwindbare Hürden bilden. Deshalb müssen die einzelnen Denkschritte sorgfältig und kontinuierlich wiedergegeben werden.
Kohäsion
Die Kohärenz eines Textes, der rote Faden, der sich durch alle Einzelteile zieht, ist die Voraussetzung dafür, dass der Text von den Lesenden verstanden werden kann. Kohärenz allein reicht aber nicht aus. Damit das Lesen ein einfacher Prozess ist, muss der inhaltliche Zusammenhang sprachlich dargestellt werden. Mit verschiedenen sprachlichen Mittel kann sichergestellt werden, dass der inhaltliche Zusammenhang von den Lesenden einwandfrei erkannt wird. Dies geschieht, indem man zwischen den einzelnen Sätzen und Absätzen die entsprechende logische Verknüpfung erstellt bzw. darstellt. Die Kohäsion ist also der sprachliche Ausdruck der Kohärenz eines Textes.
Ein kohärenter Text muss also noch nicht notwendig Kohäsion besitzen, wie der folgende Text beweist:
Kohärenz ohne Kohäsion
Wer sich nicht an die Verkehrsregeln hält, riskiert seine Gesundheit. Das ist ja nicht gravierend. Ein Raser gefährdet seine Mitmenschen. Autofahrer wissen oft nicht, dass sie ein potentielles Mordinstrument steuern. Kfz-Lenker beherrschen ihr Fahrzeug nicht. Unter normalen Umständen ist das Autofahren leicht. Unter normalen Umständen lenken Automobilisten ihr Fahrzeug gleichsam im Schlaf. Automobilisten wissen nicht, wie sich das Auto in Extremsituationen verhält. Die Lenker fahren unverantwortlich schnell. Viele Autofahrer benutzen am Steuern ihr Handy. Es werden Unfälle provoziert. Verstöße gegen die Verkehrsregeln, insbesondere Tempoüberschreitung und Handybenutzung am Steuer, sollten schärfer geahndet werden.
Dieser Text mag zwar bisweilen ansatzweise verständlich sein; das Verständnis wird aber erschwert und der Leseprozess unnötigverzögert. Wie viel leichter zu lesen ist derselbe Text, wenn nur wenig Kohäsionsmittel hinzugefügt werden (fett gedruckt):
Kohärenz mit Kohäsion
Wer sich nicht an die Verkehrsregeln hält, riskiert nicht nur seine eigene Gesundheit. Das allein wäre ja noch nicht gravierend. Viel gravierender ist es, dass er außer sich selber auch seine Mitmenschen gefährdet. Insbesondere Autofahrer wissen oft nicht, dass sie ein potentielles Mordinstrument steuern. Dazu kommt, dass diese ihr Fahrzeug nicht beherrschen. Unter normalen Umständen mögen sie es gleichsam im Schlaf lenken. Aber sie wissen nicht, wie es sich in Extremsituationen verhält. Gleichwohl fahren sie unverantwortlich schnell. Noch schlimmer als fehlende Fahrzeugbeherrschung und überhöhtes Tempo ist aber die Tatsache, dass viele Automobilisten am Steuer ihr Handy benutzen. Auf diese Weise werden Unfälle geradezu provoziert. Deshalb sollten Verstöße gegen die Verkehrsregeln, insbesondere Tempoüberschreitung und Handybenutzung am Steuer, viel schärfer geahndet werden.
Umgekehrt muss ein Text mit Kohäsionsmitteln nicht unbedingt kohärent sein.
Kohäsion ohne Kohärenz
Fahrradlenkerinnen und -lenker sind Wölfe im Schafspelz: Mit ihren Helmen und grellen Kostümen sehen sie zwar alles andere als harmlos aus. Aber der Straße sind sie nicht in der Lage, irgendeinem anderen Verkehrsteilnehmer ein Härchen zu krümmen. Deshalb hat sich gegen die Zweirad-Rowdys eine breite Lobby formiert. Deren Vertreter fordern, dass die Lenker von Zweirädern im Straßenverkehr mehr Vorteile genießen sollten.
Dieser Text scheint zwar auf den ersten Blick logisch. Sieht man jedoch genauer hin, bemerkt man, dass die einzelnen Sätze einander widersprechen. Richtig wäre der Text so:
Kohäsion ohne Kohärenz
Fahrradlenkerinnen und -lenker sind Wölfe im Schafspelz: Mit ihren Helmen und grellen Kostümen sehen sie zwar alles andere als gefährlich aus. Aber der Straße sind sie durchaus in der Lage, anderen Verkehrsteilnehmern ein Härchen zu krümmen. Deshalb hat sich gegen die Zweirad-Rowdys eine breite Lobby formiert. Deren Vertreter fordern, dass die Lenker von Zweirädern im Straßenverkehr weniger Vorteile genießen sollten.
Es gibt unterschiedliche Mittel, die Sätze, Absätze und Kapitel sprachlich zu verknüpfen. Es lassen sich fünf verschiedene Formen unterscheiden:
Metakommunikation
Bei der Metakommunikation verweist ein Text explizit auf sich selbst. Ein Textteil weist also auf einen anderen Textteil hin:
Was ich bisher erläutert habe, läuft darauf hinaus, dass …
Nach diesen Anfangsbemerkungen komme ich zu meiner Hauptthese ...
Unser zentrales Argument ist ...
Dieser Theorie widerspricht erstens ..., zweitens ..., drittens ...
Langer Rede kurzer Sinn: …
Außerdem gehören zur Metakommunikation gehören den Text strukturierende Elemente wie der Titel, das Inhaltsverzeichnis, Zwischentitel, das Vorwort.
Wiederholung
Eine sehr verbreitete Möglichkeit, sprachlichen Zusammenhang zu schaffen, besteht darin, einzelne Wörter in der gleichen Form zu wiederholen. Dieses Mittel stellt zwar eine sehr wirkungsvolle Methode dar, ist aber aus stilistischen Gründen nicht immer angemessen.
Wir sind Optimisten. Optimisten sehen in allem eine Chance.
Natürlich ein solches Vorgehen zweifelhaft. Ebenso zweifelhaft ist es aber …
Mann und Frau sind gleichberechtigt. Mann und Frau haben Anspruch auf gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit.
Ersetzung
Anstatt einzelne Wörter zu wiederholen, ersetzt man sie durch ein Wort, das dieselbe Bedeutung hat, also durch ein Pronomen, ein Synonym, eine Metapher oder einen Oberbegriff.
Thomas Mann liegt in Kilchberg bei Zürich begraben. Er/Der Dichter/Der Erschaffer der Buddenbrooks/Das Jahrhundert-Genie verbrachte sein letztes Lebensjahr in einer Villa an der Alten Landstraße 39.
Zeigen
Zusammenhänge zwischen Sätzen und Textteilen kann man auch mit Demonstrativpronomen herstellen. Auf diese Weise wird die Verbindung noch stärker ausgedrückt als mit Ersetzung und Wiederholung.
Es regnet. Dies stört mich aber nicht.
Da kommen eine Frau und ein Mann. Jene kenne ich nicht, diesen schon.
Heinrich Heine wird gemeinhin dem Vormärz zugeordnet. Er selber stand dieser literarischen Richtung aber gespalten gegenüber.
Korruption, Misswirtschaft und Schlendrian prägen den Alltag in diesem Landstrich. Solche Widrigkeiten erschweren das Leben der jungen Leute.
Man muss darauf achten, dass man Demonstrativpronomen nicht zu häufig verwendet. Keinesfalls dürfen zwei Relativpronomen im selben Satz vorkommen – auf diese Weise werden die Lesenden in mehrere Richtungen gleichzeitig gewiesen.
Verbindung
Darüber hinaus kann man Sätze auch mit Konjunktionen und Pronominaladverbien verbinden.
Wir sind nicht schön. Aber dafür können wir gut singen. (Konjunktion)
Nun sind endlich Ferien. Darüber freue ich mich. (Pronominaladverb)
Es gibt eine lange Liste von Konjunktionen und Pronominaladverbien:
Folge
dass
dermaßen
so dass
also
dadurch
darum
dementsprechend
demgemäß
demzufolge
folglich
mithin
somit
Grund
da
denn
weil
zumal
darum
demgemäss
deshalb
deswegen
doch
infolgedessen
nämlich
somit
weshalb
Art und Weise
indem
ohne dass
dabei
so
Gegenerwartung
aber
obgleich
obwohl
obzwar
wo doch
allein
dennoch
dessen ungeachtet
immerhin
sowieso
trotz allem
trotzdem
Zweck
damit
dass
um … zu
dafür
dazu
deshalb
deswegen
Bedingung
bevor … nicht
falls
sofern
sobald
wenn
andernfalls
dann
unter der Bedingung
vorausgesetzt, dass
Gegensatz
doch
jedoch
sondern
dagegen
dennoch
einerseits … andererseits
indes, indessen
zum einen … zum anderen
Vergleich
als ob
wie wenn
ähnlich
desgleichen
ebenso
ganz anders
Anreihung
und
nicht nur … sondern auch
sowie
sowohl … als auch
außerdem
dazu
ferner
überdies
zudem
Wahl
anstatt … dass
anstatt … zu
entweder … oder
oder
sonst
stattdessen
Zeit
als
bevor
ehe
nachdem
sobald
und dann
während
endlich
damals
danach
darauf
einmal
früher
schließlich
währenddessen
zuvor