Dramenhandlung

Die Kunst des Dramatikers besteht darin, eine komplexe Handlung in einem beschränkten räumlichen und zeitlichen Rahmen wiederzugeben. In diesem Zusammenhang haben sich bestimmte Konventionen herausgebildet, die die Gestaltung der Rahmenhandlung bestimmen. Diese sind auch in heutigen audiovisuellen Kunstformen noch dominant, etwa in Filmen und Serien.

Dramenpyramide

Die Handlung einer Tragödie ist häufig in fünf Akte unterteilt. Diese fünf Akte entsprechen Phasen der dramatischen Entwicklung des Konflikts und der damit zusammenhängenden Spannung. Gustav Freitag (1816–1895), ein Dramatiker und Literaturtheoretiker des 19. Jahrhunderts, hat diese fünf Schritte in vereinfachter Form als Pyramide dargestellt. Nach Freytag steigt die Spannung bis zum Höhepunkt im 3. Akt an, um danach in den beiden folgenden Akten wieder abzufallen.

1. Phase: Exposition

Im 1. Teil, der meistens dem 1. Akt eines Fünfakters entspricht, werden die die zentralen Figuren und die wichtigsten Voraussetzungen der Handlung vorgestellt. So wird angedeutet, wer die Figuren sind und wie sie zueinander stehen. Darüber hinaus werden alle Elemente eingeführt, die für das Verständnis des zentralen Konflikts wesentlich sind. Dazu gehören auch Geschehnisse der Vergangenheit und der Zukunft, die Vorgeschichte der Handlung und Vorausdeutungen auf die sich abzeichnende Katastrophe. 

2. Phase: erregendes Moment

Im 2. Teil (Akt 2) kommt der zentrale Konflikt, der bis dahin nur angedeutet wurde, offen zum Ausbruch: Hier wird die Hauptfigur mit jenem unlösbaren Problem konfrontiert, das am Ende zu seinem Untergang und oft zu seinem Tod führt. So wird der Held bzw. die Heldin dazu gezwungen, das Heft in die Hand zu nehmen. Die dramatische Handlungskette wird in Gang gesetzt.

3. Phase: Höhepunkt und Peripetie

Der 3. Teil (Akt 3) markiert den Höhepunkt der Spannung. Der dramatische Konflikt spitzt sich zu, was oft in einer Konfrontation der Hauptfigur mit seinem Gegenspieler, dem Antagonisten, dargestellt wird. Dabei vollzieht sich die Peripetie, die vorentscheidende Wendung zum Schlechten: Es deutet sich an, dass der Protagonist den Kampf verlieren wird.

4. Phase: retardierendes Moment

Der 4. Teil (Akt 4) zögert den Untergang der Hauptfigur heraus. Auf der Suche nach Auswegen findet der Protagonist eine vermeintliche Lösung für den dramatischen Konflikt. Nicht selten ist diese Lösung mit dem Auftritt einer neuen Figur verbunden, die eine zusätzliche Dimension eröffnet. Auf diese Weise wird in der abfallenden Handlung neue Spannung erzeugt. 

5. Phase: Katastrophe

Spätestens im 5. Teil (Akt 5) stellt sich heraus, dass jener Ausweg, der sich im retardierenden Moment andeutete, eine Scheinlösung ist. Auch alle anderen möglichen Auswege erweisen sich für die Hauptfigur allesamt als unmöglich. Der Konflikt, mit dem der Protagonist von Anfang an zu kämpfen hat, wächst ihm endlich über den Kopf: Er geht unter.

 

3 Einheiten

Die drei Einheiten nennt man eine irrtümlich auf Aristoteles zurückgeführte dramentheoretische Vorgabe. Sie besagt, dass auf der Bühne nur eine Haupthandlung dargestellt werden darf, die an einem Ort und an einem Tag spielt, die also in zeitdeckender und leicht zeitraffender Weise erzählt wird.

Einheit der Handlung

Das Bühnengeschehen muss von einer einzigen Haupthandlung dominiert werden. Alles, was geschieht, muss direkt oder indirekt im Zusammenhang stehen mit dem dramatischen Grundkonflikt, in dem sich die Hauptfigur befindet. Eine Nebenhandlung, d.h. ein komplementierendes Gegenstück zur Haupthandlung mit reduziertem Handlungsaufbau, in dem nicht die Verfolgung der dramatischen Ziele der Hauptfigur im Vordergrund steht, gibt es nicht. Auch illustrierende Episoden, wie sie in einem Roman üblich sind, sind nicht erlaubt. Auf Aristoteles lässt sich lediglich diese Vorgabe zurückführen.

Einheit der Zeit

Das Bühnengeschehen soll entweder ganz zeitdeckend dargestellt werden oder sich auf einen Tag, also einen Zeitraum zwischen Sonnenauf- und -untergang, erstrecken. Diese Anforderung steht im Zusammenhang mit den Begrenz einer Aufführung, deren Zeitdauer notwendigerweise beschränkt ist. 

Einheit des Ortes

Das Bühnengeschehen soll an einem Ort stattfinden. Es darf also innerhalb eines Stücks keinen Schauplatzwechsel geben. Dies trägt nicht nur inneren Geschlossenheit eines Dramas bei, sondern steht auch im Zusammenhang mit den Begrenzungen der Aufführungssituation. Wechsel des Schauplatzes, wie sie in Romanen oder Filmen regelmäßig geschehen, stellen für die Regie eine große Herausforderung dar.

 

Handlungsorte

Offene und verdeckte Handlung: Sprechformen auf der Bühne

Die äußere Handlung besteht aus Handlungen, die man beobachten kann (z.B. eine Frau verfolgt einen Mann quer über die Bühne). Darüber hinaus können die Zuschauenden aber auch Einblick in die innere Handlung erhalten. Im Gegensatz zu einem Roman kann dies nicht direkt geschehen, indem Gedanken und Gefühle in Form von inneren Monologen, erlebter Rede und Gedankenbericht wiedergegeben werden. Auf der Bühne geschieht dies, indem eine Figur Gefühle zeigt oder sie in einem Monolog oder einem Dialog beschreibt

Verwandt mit dieser Unterscheidung zwischen äußerer und innerer Handlung ist jene zwischen offener und verdeckter Handlung. Offen ist die Handlung, die sich auf der Bühne abspielt. Die verdeckte Handlung bestehet aus jenen Aktionen, die hinter der Bühne bzw. außerhalb des Bühnenraums stattfinden oder stattgefunden haben. Diese Aktionen werden durch Botenbericht, Mauerschau oder akustische Wiedergabe angedeutet.