Wissenschaftliches Schreiben ordnet sich ein in eine lange Tradition. Wer also wissenschaftlich schreiben will, muss zunächst möglichst viel wissenschaftliche Texte lesen. Und zwar Texte jener Disziplin, in der er oder sie selber publizieren will. Denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Fachbereichen sind groß. Gleichwohl gibt es ein gemeinsames Fundament: ein redlicher Umgang mit den Quellen.
Interpretation
Eine Interpretation ist die Auslegung eines literarischen Textes. Das Wort interpres stammt aus dem Lateinischen und bedeutet ursprünglich »Vermittler, Dolmetscher«. Eine Interpretation ist vor diesem Hintergrund also in gewisser Weise eine Übersetzung des Originals. Der Interpret vermittelt zwischen dem Werk und dem Publikum, indem er seine persönliche Sicht des Werks in inhaltlicher und formaler Hinsicht darlegt. Damit ist eine Interpretation zwar subjektiv, stützt sich aber auf objektiv nachvollziehbare Argumente.
Eine Interpretation hat drei Teile: Einleitung - Hauptteil - Schluss. Diese konventionelle Dreiteilung kann auch auf einen ganz einfachen Nenner gebracht werden:
Zuerst sagt man, was man tun wird.
Dann tut man es.
Dann sagt man, was man getan hat.
Einleitung
Die Einleitung informiert die Lesenden über alle Elemente, die für das Verständnis der folgenden Interpretation relevant sind. Dabei gilt es die Lesenden auf den spezifischen Fokus des Hauptteils zu sensibilisieren. Man nimmt vorweg, wie man den Text versteht und warum dies gerechtfertigt ist. Die Struktur einer guten Einleitung kann daher mit einem Trichter verglichen werden: Man beginnt beim Allgemeinen, bei den Angaben zum Werk (Autor/in, Titel, Erscheinungsjahr, Gattung, ggf. Inhaltsangabe), wird konkreter, indem man den Kontext erläutert, der für das eigene Verständnis relevant ist (z.B. Epoche, Besonderheiten), und mündet schließlich in die eigene Interpretationshypothese.
Die Interpretationshypothese kann entweder als Behauptung oder als Frage präsentiert werden. Wird sie als Behauptung präsentiert, legt man die Karten auf den Tisch, verliert dafür etwas an Spannung. Wird sie als Frage präsentiert, kann der Hauptteil als deren Beantwortung angesehen werden; man gewinnt dadurch mehr Suspense, darf aber den großen Bogen nicht aus den Augen verlieren.
Ziel der Einleitung ist es also, die Lesenden vom Allgemeinen zum Konkreten zu führen: zum Kern des eigenen Verständnisses.
Eduard Mörikes (1804–1875) Lied «Er ist’s» aus dem Jahr 1832 schildert das lyrische Ich die ahnungsvolle Erwartung des Frühlings. Das Gedicht ist charakterisiert durch die perfekte Einheit von Form und Inhalt: Die abstrakte Jahreszeit wird im Text als leibhaftige Person erfahrbar.
Um die Lesenden zusätzlich für die Lektüre zu motivieren, ist es möglich, die Einleitung mit anregenden Elementen anzureichern, die die Neugier und das Interesse wecken. Dies ist jedoch nur insofern statthaft und sinnvoll, als diese Elemente einen Bezug zum Text und zur Interpretationshypothese haben. So wäre es z.B. verfehlt, der oben aufgeführten Einleitung folgende Sätze voranzustellen:
Wer liebt es nicht – diese Gewissheit, dass nach einem langen, kalten Winter endlich der Frühling kommt?
Ebenso wenig zielführend ist ein Sprichwort ohne Bezug zum Text:
»Es lenzt nicht, ehe es gewintert hat«, so sagt ein altes deutsches Sprichwort. Um den »Lenz«, den Frühling, geht es auch im Gedicht »Er ist’s« aus dem Jahr 1832 …
Besser ist es, wenn der einleitende Satz mehr ist als eine Anregung, indem er direkt und konkret Bezug nimmt auf die Interpretationshypothese:
»Schöner Frühling, komm doch wieder, / Lieber Frühling, komm doch bald«, so dichtete August Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Im Gegensatz zum Schöpfer der deutschen Nationalhymne, der sich auch politisch betätigte und in dessen Gedichtanfang auch die Erwartung eines geeinten Deutschlands mitschwingt (»Blühe, deutsches Vaterland«), enthielt sich sein Zeitgenosse Eduard Mörike (1804–1875) einer politischen Stellungnahme im dichterischen Werk.
Hauptteil
Beschreibung
Der eigentlichen Deutung des Werks voran geht in der Regel eine kurze Inhaltsangabe des Textes, den man auszulegen hat. Falls es sich dabei lediglich um einen Ausschnitt aus einem größeren Text handelt, ergänzt man die Inhaltsangabe mit einem Satz, der den Kontext der Stelle erläutert. Falls das Formale in der eigenen These keine oder eine untergeordnete Rolle spielt, können hier auch formale Gesichtspunkte erwähnt werden.
In dem nur neun Zeilen umfassenden Gedicht beschreibt das lyrische Ich den von ihm mit Sehnsucht erwarteten Augenblick im Jahreslauf, wo die kalte Jahreszeit endlich vom Frühling abgelöst wird.
Die inhaltliche und formale Beschreibung des auszulegenden Wortlauts stellt gewissermaßen die sichere Basis der folgenden Ausführungen dar. Die Lesenden haben Gewähr, dass sich die Deutung auf eine objektive Grundlage stützt.
Der folgende Hauptteil der Interpretation kann linear oder aspektorientiert sein.
lineare Gliederung
Linear ist eine Interpretation dann, wenn der Text der Reihe nach ausgelegt wird. Dieses Vorgehen ist dann angezeigt, wenn kein besonderer Schwerpunkt hervorgehoben wird, sondern der Text einfach Zeile für Zeile erläutert wird. Die Struktur des Sekundärtextes ist damit vom Wortlaut des Primärtextes vorgegeben. So versteht es sich, dass eine lineare Auslegung einfacher und daher für Ungeübte geeigneter ist. Gleichzeitig läuft man Gefahr, sich entweder im Einzelnen zu verlieren und vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr zu sehen oder aber so stark am Wortlaut zu »kleben«, dass man nicht über eine Paraphrase hinauskommt.
aspektorientierte Gliederung
Bei der aspektorientierten Gliederung hebt man einen bestimmten Aspekt hervor. Um aber einen Schwerpunkt möglichst wirkungsvoll herausarbeiten zu können, wird man in der Regel nicht der Reihe nach vorgehen, sondern man gliedert die Gesichtspunkte logisch und nach dem argumentativen Gewicht. Die Schlagkraft der vorgebrachten Argumente sollte dabei immer größer werden. Man beginnt die Ausführungen also in der Regel mit dem schwächsten Argument und beschließt sie mit dem stärksten.
In diesem Zusammenhang ist es strategisch wirkungsvoll, wenn man mit einer Antithese zur eigenen These beginnt: Man nennt absichtlich einen Gesichtspunkt, der auf den ersten Blick doppeldeutig erscheint, der sich aber bei näherem Hinsehen als Argument für die eigene These erweist. Andere mögliche Antithesen sind:
Schein (»Wie es beim ersten Lesen erscheint«) - Sein (»Wie es in Wirklichkeit ist«)
herkömmliche Betrachtungsweise - meine Betrachtungsweise
Interpretation von XY - meine Interpretation
Auf diese Weise erhält der Hauptteil etwas vom Reiz eines Kriminalromans, in dem man ebenfalls zunächst auf eine falsche Fährte gelenkt wird. Unabhängig von einem antithetischen Einstieg muss der Hauptteil die Lesenden aber durch den Text führen und sie durch argumentative Präzision bei der Stange halten.
Entscheidend ist es dabei, dass man die eigenen Aussagen durch exakte Zitate aus dem Text, durch Paraphrasen und durch andere Textverweise abstützt. Dabei gilt es exakte Regeln zu befolgen, indem man z.B. Zitate und Paraphrasen unterschiedlich behandelt. Nur wer seine Interpretation mit dem Wortlaut belegt, kann als wahrer »Übersetzer« des Textes gelten und sein Verständnis für Außenstehende nachvollziehbar machen.
Das Lied beginnt mit den Vorboten des Frühlings: der blaue Himmel (V. 1), die «Düfte» (V. 3), die knospenden «Veilchen» (V. 5). All diese Vorkommnisse in der Natur deutet das lyrische Ich als Zeichen für die kommende Jahreszeit. Dabei verdichtet sich seine Erwartung des Neuanfangs: Die Naturereignisse werden zu Attributen des Frühlings umgedeutet. Dieser wird zu einer Person, die ihr «blaues Band» im Wind flattern lässt (V. 1) und Harfe spielt (V. 7). Schliesslich macht die Hoffnung auf die Ankunft des Frühlings der Gewissheit seiner Anwesenheit Platz. Wird die Jahreszeit im Titel und im ersten Vers noch in der dritten Person beschrieben («Er ist’s» bzw. «Frühling lässt ...»), kann das lyrische Ich den personifizierten Frühling in der letzten Zeile als Du anrufen: «Frühling, ja du bist’s!» [Hervorhebung d. Verf.]. Die Personifizierung des Frühlings zeichnet sich darüber hinaus bereits im ersten Wort des Gedichts ab. Gegen die grammatische Norm wird hier der Artikel des Nomens ausgelassen, als wäre «Frühling« ein Name wie Meier oder Fritz.
Wie sich das Gedicht also inhaltlich in die beiden Teile der Ahnung und der Ankunft des Frühlings scheiden lässt, ist auch formal eine Zweiteilung erkennbar. Zwar weisen die neuen Verse keine sichtbare äussere Gliederung auf, Reim und Metrum lassen indes eine strophische Zweiteilung erkennen. Beide Strophen bestehen aus Trochäen. Die vier Verse der ersten Strophe enthalten jeweils vier Hebungen, die der zweiten Strophe (V. 5, 6, 7, 9) nur drei Hebungen. Eine auffällige Ausnahme bildet dabei der siebte Vers mit fünf Hebungen. Die Überlänge signalisiert optisch bzw. akustisch, wie das lyrische Ich seine Betrachtungen unterbricht, wie es innehält und lauscht ... Der Reim (abba cdcxd) wechselt ebenso wie das Metrum. Die erste Strophe hat einen umarmenden Reim, die zweite einen Kreuzreim, der in der vorletzten Zeile von einer Waisen unterbrochen wird. Der Vers «Frühling, ja du bist’s!» durchbricht die Reimerwartung der Lesenden so brüsk, dass diese die Überraschung und Begeisterung des lyrischen Ichs am eigenen Leib erleben. Die Wirkung dieses Verses wird auch dadurch gesteigert, dass er in einer entfernten Reimbeziehung zum Titel steht: «Er ist’s» – «Du bist’s!» Auch sonst versucht Mörike die konkrete Naturerfahrung mit künstlichen Mitteln so aufzubereiten, dass sie scheinbar sinnlich wird. Am eindrücklichsten gelingt ihm dies im Verspaar «Süsse, wohlbekannte Düfte/ Streifen ahnungsvoll das Land». Hier werden gleich mehrere Sinnesebenen – Geruchs-, Geschmacks- und Tastsinn, dazu, wenn man will, der ‹siebte Sinn› – synästhetisch verwoben.
Schluss
Im dritten und letzten Teil der Interpretation zieht man Bilanz. Hat man in der Einleitung die eigene These als Behauptung formuliert, erläutert man nun, inwiefern sie sich bewahrheitet hat; hat man sie als Frage formuliert, gibt man eine begründete Antwort.
Im Anschluss daran kann man den Fokus erweitern. Man vollzieht damit dieselbe Bewegung wie in der Einleitung, einfach in umgekehrter Richtung. Nun, nachdem man den Fokus auf die konkrete Fragestellung verengt und diese untersucht hat, gilt es, wieder allgemeinere Gesichtspunkte in Betracht zu ziehen.
Die simple Aussage des Lieds lässt wenig Raum für Deutungen, die über den Wortlaut hinausgehen. Entstanden ist es in der Biedermeier-Epoche, in der der Rückzug ins Private eine Alternative zum heftigen Kampf um politische Gleichheit bot. Das Gedicht in diesem Kontext auf die Sehnsucht nach einem politischen Frühling zu beziehen, ist sicher gewagt. Wenn das Werk heute noch zu überzeugen vermag, dann vielmehr durch die virtuose Mischung von Künstlichkeit und Natürlichkeit: Der künstlich personifizierte Frühling erscheint am Ende natürlich. Dieselbe Meisterschaft in der Gestaltung einer natürlichen Künstlichkeit lässt sich in anderen allegorischen Gedichten von Eduard Mörike beobachten, so etwa im Lied Um Mitternacht (1827).
Zitieren
Grundsätze
Wer Texte anderer Autorinnen und Autoren verwendet, muss folgende Grundsätze beachten:
- Es muss erkennbar sein, von wem der Text bzw. der Gedanke stammt (Quellenangabe).
- Falls zitiert wird, muss der Text exakt und in Anführungs- und Schlusszeichen wiedergegeben werden; falls paraphrasiert wird, darf der Wortlaut nicht übereinstimmen.
- Der Kontext der Zitate muss berücksichtigt und erläutert werden. Es muss klar sein, warum der fremde Text verwendet wird und in welchem Zusammenhang er zum eigenen Text steht.
- Das Zitat muss sprachlich und logisch korrekt in den eigenen Text eingebaut werden.
Zitieren in Interpretationen
Zitate sind das Herzstück einer Interpretation. Indem man sich in Form von Zitaten, Textverweisen und Paraphrasen direkt auf den Wortlaut des Primärtextes bezieht, agiert man als überzeugende Vermittlungsinstanz zwischen Text und Publikum. Derartige Textverweise müssen aber inhaltlich und formal korrekt durchgeführt werden.
Dabei gibt es einige simple, aber entscheidende Regeln:
Kontext
Wer sich auf eine Stelle in einem längeren Text bezieht, muss zunächst deren Kontext klären (sofern dieser nicht offensichtlich ist): Dabei genügt es nicht, die Seiten- und Zeilenzahl zu nennen. Diese bringt einer außenstehenden Person in der Regel nichts, weil sie häufig mit einer anderen Textausgabe arbeiten wird. Und selbst wenn sie mit derselben Ausgabe arbeitet, ist es aufwändig, immer nachzuschlagen, wo sich die entsprechende Stelle befindet.
Am Anfang des Romans …
Im achten Bild, im retardierenden Moment des Dramas, als die Senora auftaucht, …
Es handelt sich um die Schlüsselstelle der Novelle, wo Lenz endgültig dem Wahnsinn anheimfallt …
In der unmittelbar folgenden Szene …/Im Vorfeld dieser Szene …
Margaretes Ungewissheit in Bezug auf den forschen Freier Faust mündet in die berühmte »Gretchenfrage«: …
Das Hüttenerlebnis mit dem todkranken Mädchen ist ein Katalysator für Lenz’ Krankheit: …
Fokus
Häufig ist es außerdem zielführend, vor einem Zitat anzudeuten, wie es zu lesen ist, welchem Zweck es dienen wird bzw. welcher Aspekt darin besonders wichtig ist. Da jedes Zitat mehrdeutig ist, kann man auf diese Weise verhindern, dass die Aufmerksamkeit der Lesenden ab- oder fehlgelenkt wird. Eine derartige Fokussierung kann aber auch erst im Anschluss an das Zitat geschehen.
Dieselbe Ambiguität (Doppeldeutigkeit) erkennt man in der folgenden Aussage: …
Dass Coppola und Coppelius ein- und dieselbe Person sind, deutet sich an, wenn der Erzähler seinen Protagonisten kurz danach ausrufen lässt: …
Die Erzählinstanz macht sich an mehreren Stellen über die Gender-Normen des frühen 19. Jahrhunderts lustig, am wirkungsvollsten im Ausruf: …
Nach dieser mystischen Phasen folgt abermals eine aufklärerische, in der alles Abergläubische mit einer Geste weggewischt wird: …
Zitat
Im Normalfall ist ein Zitat so kurz wie möglich, so lang wie nötig. Um die eigene Interpretation nicht in die Länge zu ziehen, ist es erlaubt, das Zitat syntaktisch und inhaltlich sinnvoll zu kürzen. Dabei darf dessen Sinn aber nicht beeinträchtigt werden. Zentral ist dabei, dass das Zitat syntaktisch korrekt in den eigenen Text eingebaut wird. Dies kann entweder in einem ganzen Satz geschehen:
Hoffmanns Gesellschaftssatire mündet im Fazit: »[D]ie Geschichte mit dem Automat hatte tief in ihrer Seele Wurzel gefaßt und es schlich sich in der Tat abscheuliches Mißtrauen gegen menschliche Figuren ein.« (S. 34)
Die Einleitung des zitierten Satzes (»Aber viele hochzuverehrende Herren beruhigten sich nicht dabei«) wurde dabei weggekürzt, weil er in diesem Zusammenhang überflüssig und entbehrlich ist.
Falls es nicht auf den Wortlaut des ganzen Satzes ankommt und dieser nur zentrale Stichworte liefert, reicht ein Ausschnitt, der korrekt in die eigenen Ausführungen integriert wird:
Hoffmanns Gesellschaftssatire gipfelt darin, dass die Figuren ein »abscheuliches Mißtrauen gegen menschliche Figuren« haben, die sich so konventionell und mechanisch verhalten, dass sie auch ein Automat sein könnten.
Nicht zulässig ist es, einen grammatisch nicht vollständigen Satz isoliert zu zitieren:
Wie tiefgreifend Hoffmanns Gesellschaftssatire traditionelle Überzeugungen hinterfragt, zeigt sich hier: »abscheuliches Mißtrauen gegen menschliche Figuren«.
Ebenfalls nicht zulässig ist es, wenn der Satz zwar vollständig zitiert wird, aber nicht korrekt in den Sekundärtext integriert wird:
Hoffmann deutet mit: »[D]ie Geschichte mit dem Automat hatte tief in ihrer Seele Wurzel gefaßt und es schlich sich in der Tat abscheuliches Mißtrauen gegen menschliche Figuren ein.« (S. 34) an, dass seine Novelle auch satirisch zu verstehen ist.
Noch eklatanter ist der Fehler, wenn der Sekundärtext grammatikalisch nicht auf den Primärtext abgestimmt ist:
Hoffmann zeigt in dieser Passage auf, dass: »die Geschichte mit dem Automat hatte tief in ihrer Seele Wurzel gefaßt und es schlich sich in der Tat abscheuliches Mißtrauen gegen menschliche Figuren ein.« (S. 34)
In Fällen, wo es nicht auf den Wortlaut einer Passage, sondern in erster Linie auf ihren Sinn ankommt, kann sie auch in paraphrasierter Form wiedergegeben werden.
Hoffmanns Gesellschaftssatire gipfelt in der Beschreibung, dass die unter Schock stehenden Menschen einander nicht mehr in die Augen sehen können, ohne zu argwöhnen, dass sie einer Maschine gegenüberstehen (vgl. S. 34).
Falls gleichwohl Elemente des Wortlauts zitiert werden, müssen diese in Anführungszeichen gesetzt werden:
Hoffmanns Gesellschaftssatire gipfelt in der Beschreibung, dass die unter Schock stehenden Menschen einander nur noch mit »Misstrauen« (S. 34) begegnen und jederzeit argwöhnen, dass sie einer Maschine gegenüberstehen.
Auslegung
Nachdem ein Zitat eingeführt und abgedruckt wurde, wird es interpretiert. Je wichtiger und länger das Zitat ist, umso länger wird die Interpretation ausfallen. Dabei muss jederzeit klar sein, dass sich die Ausführungen auf das Zitat beziehen.
Aufschlussreich ist indes das Resümee seiner Reaktion darauf: »Die Welt war ihm helle gewesen, und er spürte an sich ein Regen und Wimmeln nach einem Abgrund, zu dem ihn eine unerbittliche Gewalt hinriß.« (38:12) Die Merkwürdigkeit dieses Satzes liegt in dem konsekutiven »und«. Denn es verbindet zwei Aussagen, die einander diametral entgegengesetzt zu sein scheinen: einmal die Helligkeit der Welt – sicher positiv belegt –, dann der Abgrund als das Negative, in den es ihn in direkter Konsequenz der Erfahrung dieser Helligkeit zieht. (Christof Schalhorn: Die wahnsinnige Weltanschauung von Büchners Lenz, München 1992)
Die Auslegung im Anschluss an das Zitat kann auch unterbleiben, sofern diese bereits im Vorfeld geschehen ist und das Zitat lediglich als abschließender Beleg dafür angeführt wird.
Techniken
Im Lehrmittel Einfach schreiben (Deutsch am Gymnasium 2) werden für das Zitieren folgende Regeln angegeben:
